Was bedeutet Flow und was hat das mit unserem Glück zu tun?

„The best moments in our lives are not the passive, receptive, relaxing times… The best moments usually occur if a person’s body or mind is stretched to its limits in a voluntary effort to accomplish something difficult and worthwhile.“ Mihaly Csikszentmihalyi

„Die besten Momente in unserem Leben sind nicht die passiven, rezeptiven, entspannten Zeiten … Die besten Momente entstehen gewöhnlich, wenn unser Körper oder Geist an ihre Grenzen stoßen, während wir eigeninitiativ eine schwierige und lohnenswerte Aufgabe bewältigen.“

Mihaly Csikszentmihalyi ist emeritierter Professor für Psychologie und Management an der Claremont Graduate University in Kalifornien. Als Wissenschaftler arbeitete er hauptsächlich auf dem Gebiet der positiven Psychologie. Er wurde wegen seiner Forschung zum Thema Flow-Erleben bekannt und gilt als herausragendster Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Er wollte herausfinden, was Menschen dazu bewegt, Zeit und Energie für Tätigkeiten aufzubringen, die sie für sich als befriedigend empfinden, aber für die sie weder Geld noch äußere Anerkennung erhalten.

Er fand im Wesentlichen heraus, dass wir uns in einem besonders erfüllten und beglückten Bewusstseinszustand befinden, dem Flow-Zustand, wenn wir vollkommen in einer Tätigkeit versunken und dabei extrem fokussiert und kreativ sind. Wenn wir mit Hingabe ein Ziel erreichen wollen oder uns einer Herausforderung widmen und dabei unsere Fähigkeiten und Erfahrungen optimal einbringen können. Wir fühlen uns dabei stark, wach, unbefangen und auf dem Höhepunkt unserer Leistungsfähigkeit. Mühelos können wir in diesem Zustand Kontrolle über den Fokus unseres Bewusstseins ausüben. Ein regelmäßiges Flow-Erleben hat positive Auswirkungen auf unsere Konzentration, Leistungsfähigkeit, unser Selbstwertgefühl und unsere Zielstrebigkeit, langfristig wichtige Ziele zu erreichen.

Im Rahmen einer Studie stattete er die Teilnehmer mit einem Beeper aus, der zufällig mehrmals am Tag ein Signal abgab. Dann wurden die Teilnehmer gebeten einige Fragen zu beantworten, z.B. was sie gerade taten und wie sie sich dabei fühlten (Larson and Csikszentmihalyi, 1983). Über eine bestimmte Zeitspanne konnten die Forscher gewisse Verhaltensmuster feststellen. Die Teilnehmer waren beispielsweise generell glücklicher, wenn sie gerade eine Mahlzeit zu sich genommen oder sich einem Hobby gewidmet hatten als während der Arbeit oder beim Fernsehen. Es zeigte sich, dass Flow in hohem Maße mit dem Empfinden von Glück und Zufriedenheit in Zusammenhang steht.

Wenn Flow solche offensichtlichen Vorteile für unser Glück, unsere Beziehungen und unseren Erfolg hat, warum entscheiden wir uns dann gewöhnlich für Low-Flow-Aktivitäten? Das könnte daran liegen, dass man für High-Flow-Aktivitäten eine höhere Initialenergie aufbringen muss, weil sie anspruchsvoll sind und Konzentration erfordern. Sie bedeuten Arbeit, die sich jedoch längerfristig auszahlt.

Vermutlich ist das persönlich empfundene Glück eine ausgeglichene Mischung von Vergnügen und Flow. Während ein Vergnügen von kurzer Dauer sein kann, beschert uns ein Flow-Erlebnis eine weniger flüchtige Erfüllung und dauert länger an als subjektive Gefühle.

Letztendlich sind die stärksten Garanten für langfristiges Glück ein gutes Selbstwertgefühl, Stolz, Neugier, Geselligkeit und eine aktive Lebensweise. Viele berichten, dass sie am glücklichsten, produktivsten und kreativsten sind, wenn sie viele Flow-Erlebnisse im Leben haben. Wenn Körper und Geist harmonisch zusammenwirken, können wir unsere Potentiale entfalten und uns persönlich weiter entwickeln. Zufriedenheit und Lebensqualität im Alltag wachsen. Glück kommt also von innen und wir können Einfluss darauf nehmen, wie glücklich wir sind.

Ich freue mich, wenn Du beschließt, ab sofort auch mehr Flow-Momente zu erleben, oder feststellst, dass es schon viele davon in Deinem Leben gibt.

  • Als ersten Schritt reflektiere doch einmal…
  • Wie häufig gehst Du vollkommen konzentriert in einer Sache auf und vergisst die Zeit und alles um Dich herum?
  • In welchen Momenten hast Du das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben?
  • Wann ist Dir das letzte Mal eine sehr anspruchsvolle Aufgabe erstaunlich leichtgefallen?
  • Wie häufig hast Du das Gefühl, dass Du weder über- noch unterfordert bist, sondern eine Aufgabe optimal zu Deinen Fähigkeiten passt?
  • Wann bist Du das letzte Mal an Deine Grenzen gestoßen, körperlich oder mental?
  • Wann warst Du das letzte Mal kreativ?
  • Weißt Du, wo Deine Fähigkeiten und Grenzen liegen?
  • Hattest Du schon einmal ein Flow-Erlebnis? Was war das und was genau hat Dich daran fasziniert?

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